Neulich war ich mit meinem ältesten Sohn im Supermarkt. Am Ende des Einkaufs suchten wir in der Nähe von der Kasse ein Eis aus. Verwundert und irritiert stellte ich fest, dass zwischen den verschiedensten Eissorten auch Flaschen Jägermeister standen. Ich schaue mir das an und habe auch eine deutliche Meinung dazu: trinkfertiger Schnaps hat meiner Meinung nach, nichts in der Gefriertruhe im Supermarkt verloren.
Natürlich möchte und kann ich kein Moralprediger sein. Trotzdem will ich es nicht so stehen lassen. Also hier meine Gedanken zu Sucht und „ in Beziehung sein“.
Es gibt verschiedene Arten von Sucht. Bekannte Suchten sind:
Alkohol und Drogensucht
Spielsucht
Porno und Sexsucht
Aber auch:
Gamesucht
Social-Media-Sucht
Konsumsucht (wirkt zerstörerisch auf unseren Welt)
Workaholic
Etwas ist einem Sucht, wenn wir ein übersteigertes Verlangen haben nach einen Kick oder einem bestimmten Gefühl. Nachdem Sucht die Überhand gewinnt, wird sie sogar zerstörerisch. Für uns selber, aber auch für unsere Beziehungen und für unsere Umgebung kann es weite Folgen haben, und oft auch können wir überraschend lang mehr oder weniger gut damit umgehen. Ständig auf sein Smartphone zu schauen, aber auch täglich ein Glas Rotwein nach einen anstrengenden Familien- oder Arbeitstag, sind Formen von Sucht.
Über „in Beziehung sein“
Viele denken gleich an intime oder geschäftliche Beziehungen, aber in Grunde genommen sind wir in Beziehung mit uns selbst, mit allen Menschen um uns herum, und mit der Welt.
Die subtileren Formen von Sucht möchte ich unter die Lupe nehmen. Was ist das, dieses Verlangen? In Grunde genommen ist es Verlangen nach Verbindung und Beziehung. Aber anstatt die Herausforderung anzugehen, können wir oft das Leben nicht so annehmen wie es ist. Wir Menschen haben die Neigung, Schmerzen aus dem Weg zu gehen. Natürlich, niemand erlebt gerne schmerzvolle Momente im Leben. Aber dadurch Gefühle zur Seite zu schieben oder sie nicht auszusprechen, macht alles auf die Dauer viel schmerzvoller. Warum machen wir das? Weil es uns zu Nutzen gewesen ist. Meistens hat es uns geschützt. Was damals richtig war, hilft uns nicht mehr im Jetzt, wir können aber würdigen und anerkennen, was es für uns gemacht hat. Und vielleicht dient es uns noch immer. Es darf nach draußen treten, was die Seele in sich trägt. So wie die Samen von einen Mammutbaums Feuer und Hitze benötigen um zu reifen.
Sucht gehört zum Jugendbewusstsein. Wenn man als Mensch nicht die natürliche Konfrontation mit dem Lebendigen angeht, und das ersetzt mit etwas Künstlichem, dann ist das einen Form von Sucht und Abhängigkeit. Dann wird das Leben eintönig. Wir Menschen suchen dann nach Ersatz. Das Jugendbewusstsein wünscht sich Freiheit und versucht dadurch, sich von allen Beziehungen abzunabeln, anstatt sie in seinem Leben zu integrieren. Die Menschheit wird dadurch zum Sklaven seiner Süchte. Wir haben alles in uns, oft können wir es jedoch nicht sehen und spüren. Weil der Lärm unserer Überflussgesellschaft laut ist. Du bist genau so richtig wie du bist. Lass es mal auf dich einwirken, immer wieder und wieder.
Jugend und Jugend Bewusstsein tun folgendes: Man ist auf der Suche nach sich selbst, nach neuen Beziehungen außerhalb der Familie, und nach dem Lebenssinn. Und ich glaube, das ist eine Phase wo man nicht ewig drin sein möchte.
Die Suche darf enden mit dem Annehmen seines seelischen Potenzials. Wer in der Jungend ist, ist total darauf fixiert, möglichst nicht kindisch rüber zu kommen. Sie vergessen dann als körperlich Erwachsene, dass das Kind in ihnen Platz braucht. Das Kind in uns wird oft mit jugendlicher Überlegenheit kritisiert. Unser innerliches Kind braucht Platz um im spielenden Fluss mit sich und dem Leben zu sein. Und der Jugendliche möchte letztendlich gesehen werden, so wie er wirklich ist, die Überlegenheit ist einen Fassade und Maske.
Nochmals: Sucht gehört zum Jugend Bewusstsein, wir leben in einer Gesellschaft, wo die meisten Menschen jugendlich denken und leben. Sucht ist dabei ein Übergangs Symptom. Sucht und Abhängigkeit führt dazu, dass man die Probleme und Herausforderungen, also die Beziehungen zu sich selbst und anderen und der Welt, nicht angeht. Man sehnt sich nach Trost und Anerkennung. Insbesondere wenn man Teile von sich nicht leben konnte, weil vielleicht die Umgebung sie nicht erkannte und verstand. Oder weil man daran festhält, dass die Kindheit nicht das war, was man sich oder seine Kindern wünscht. Meiner Meinung nach, liegt die Lösung im Moment. Es kann sehr hilfreich sein, hier nach Unterstützung zu fragen.
Sucht ist keine Schwäche. Verletzlichkeit ist auch keine Schwäche. Und das ist es, was wir vertuschen mit der Sucht. Sucht ist ein Phänomen, was in unserer Zeit sehr weit verbreitet ist. Auch der Wunsch nach dem anscheinend Gesunden kann als Sucht fungieren, um Beziehungen aus dem Weg zu gehen. Ich denke dabei an absoluten Veganismus oder Naturschutz. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das nächste Mal, wenn du vielleicht jemanden im Supermarkt triffst mit einem Alkoholpegel, achte dann mal auf deine Gefühle. Spürst du Abneigung, Ekel, Mitleid? Oder denkst du vielleicht das betrifft mich alles nicht. Vielleicht schaust du lieber weg?
Und kannst du dir die Frage stellen, wonach bin ich süchtig? Was brauche ich wirklich und überlagere ich mit der Sucht? Wir sind verletzliche Menschen. Wir sind erst echt frei im Leben, wenn wir die Herausforderungen und Beziehungen im Leben in erster Linie zu uns Selbst annehmen. Wenn wir das wahrhaftige Leben leben, dann ist der kurzweilige Kick, das betäuben mit Sucht, überflüssig geworden. Einfach so, durch Annahme und Verständnis. Dann wird dein Leben an sich nährender und reicher.
Wenn wir sehen lernen, was das Kind in uns geleistet hat. Wenn wir sehen lernen, dass das, was geschehen ist, genau richtig war, so wie Feuer und Hitze nötig ist um den Samen reifen zu lassen von den Mammutbäumen, dann kann auch unser Seelenpotenzial entfaltet werden.
Herz-lich Anneke